Wie im angrenzenden Niger sind auch in Burkina Faso die Durchschnittstemperatur in den vergangenen Jahren 1,5 Mal stärker gestiegen als im globalen Durchschnitt. Regenzeiten verkürzen sich und werden unregelmäßiger. Hinzu kommen Übernutzung und Abholzung auf den verbleibenden Flächen. Das lässt die Wüstenbildung voranschreiten. Fruchtbarer Boden für die Ernährung der Menschen mit Feldfrüchten und als Weidefläche für Tiere werden knapper.
Ein weiteres sich verschärfendes Problem ist, dass junge Menschen wenig Einkommensmöglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft haben. Armut, Frust und Perspektivlosigkeit sind die Folge. Viele suchen Auswege, indem sie eine gefährliche Flucht nach Europa antreten. Oder sie begeben sich in die Fänge radikal-islamistischer Milizen, die mit schnellem Geld und Ansehen locken und Jugendliche für ihre gewalttätigen Aktionen rekrutieren.
Diesen Problemen will EIRENE mit dem vorliegenden Projekt aus einer Kombination von Bildungschancen und nachhaltiger Landwirtschaft entgegen wirken.
Über die unten beschriebenen Maßnahmen werden rund 2000 Personen erreicht. Das sind 130 Schulungsteilnehmende für die Anbaumethoden, rund 400 Personen, die über Austauschreisen und Multiplikator:innen erreicht werden, rund 300 Jugendliche im Bereich der beruflichen Orientierung sowie die Schüler:innen und Lehrkräfte von 10 Koranschulen. Indirekt profitieren viele weitere Bäuer:innen und Familien in der Region, da sowohl die Schulungsteilnehmenden als auch die Jugendlichen ihr Wissen weiter geben.
fortlaufende Aktions- und Schulungstage zu klimaschonenden Anbaumethoden, Rekultivierung unfruchtbarer Flächen, Kompostherstellung, Herstellung von ökologischem Pflanzenschutzmittel.
Pflanzung von 10.000 Baumsetzlingen in zuvor eingerichteten Baumschulen (trockenheitsresistente Acacia-Arten).
Aussaat von Hirse und anderem Getreide, Pflanzung von Sträuchern und Gemüse auf den bearbeiteten und rekultivierten Flächen.
Austauschreisen zwischen den Erzeuger:innen, je nach COVID-19 Infektionslage, und Ausbildung von Multiplikator:innen, um das Wissen in Nachbargemeinden tragen.
Erstellung und Verteilung von Verzeichnissen, die Selbsthilfegruppen darüber informieren, selbst Anträge auf Förderung ihrer Vorhaben bei lokalen Behörden stellen zu können.
Grundlage der landwirtschaftlichen Schulungen bilden Methoden, die von dem Träger des alternativen Friedensnobelpreises 2018, Yacouba Sawadogo, entwickelt wurden. Diese haben in den letzten Jahren wesentlich zur Verminderung der Wüstenbildung und Steigerung der Bodenfruchtbarkeit in Westafrika beigetragen. Umfangreiche Flächen konnten so für die landwirtschaftliche Nutzung wiedergewonnen werden. Im folgenden die wichtigsten Methoden:
Damit Jugendliche außerhalb der Landwirtschaft Einkommen haben, finden folgende Aktivitäten statt:
Bildung von Übergangsklassen in den weit verbreiteten Koranschulen. Diese Klassen ermöglichen den Übergang in staatliche, weiterführende Schulen. Jugendliche lernen dort die Amtssprache Französisch und erhalten zusätzliche Qualifikationen für weiterführenden Schulen.
Berufliche Orientierungstage in Zusammenarbeit mit Berufsausbildungszentren für Jugendliche in der Projektregion. Erste Kontaktaufnahmen mit lokalen Ausbildungsbetrieben.
6 Workshops zu Sexualität, reproduktive Gesundheit, Drogenmissbrauch, Umwelt und Ernährung erweitern weltliches Wissen der Jugendlichen.
Erweiterung der Lehrpläne der Koranschulen um Themen zu demokratischer Teilhabe, gewaltfreier Kommunikation und Partizipation. Fortbildungen zu diesen Themen für 150 Lehrkräfte.
Ökologisch: Alle beschriebenen landwirtschaftlichen Maßnahmen zielen darauf ab, bisher unfruchtbaren Wüstenboden zu rekultivieren, den Bodenabtrag zu vermindern und das Lokalklima zu verbessern. Das macht den Hauptteil der Arbeiten aus.
Düngung und Schädlingsbekämpfung erfolgen rein biologisch aus Pflanzenresten, Tierdung und Stroh.
Es wird nur auf Ressourcen zugegriffen, die in den Gemeinden vorhanden sind.
Ökonomisch: Die landwirtschaftlichen Maßnahmen zielen darauf ab, nachhaltig die Ernteerträge und damit die Nahrungsverfügbarkeit sowie die Einkommen der Zielgruppen zu steigern.
Weiterhin wird die Stärkung der ländlichen Entwicklung in Kombination mit verbesserter Bildung wirtschaftliche Synergien freisetzen. Junge Menschen erhalten reale Möglichkeiten in einem Beruf zu arbeiten, Einkommen zu erzielen und damit der Armut zu entkommen.
Sozial: Die Bildungsangebote für die Jugendlichen im Projekt machen Mut, stiften Identifikation und lassen junge Menschen positiv in die Zukunft schauen. Das vermindert, dass sie sich radikal-gewalttätigen Gruppen anschließen oder ihr Einkommen über Schmuggel oder über andere illegale Wege beschaffen. Die Fortbildungsangebote zu Themen wie Partizipation, demokratische Teilhabe, Drogenkonsum und Sexualität stärken das Selbstbewusstsein und das eigenständige Denken junger Menschen.
Die landwirtschaftlichen Schulungen haben eine große soziale Breitenwirkung, da das Erlernte von den Beteiligten eigenständig fortgeführt und an andere weiter gegeben wird, wie die Erfahrung aus dem Vorgängerprojekt gezeigt hat.
Laufzeit 09/2019-12/2023
Wir fördern dieses Projekt mit 20.000 €.