Alles begann mit einer Versammlung von 16 Menschen im Innenhof eines Lehmhauses in Pencapampa, einem auf ca. 3.000 Metern in der nordperuanischen Region Cajamarca gelegenen Dorf mit ca. 150 Einwohner:innen. Fast die gleiche Anzahl an Menschen sind in den Vorjahren an die Küste und in Städte wie Lima abgewandert, da sie vor Ort kein Auskommen mehr fanden.
Die Menschen waren einer Einladung des Lehrers der kleinen Dorfgrundschule, Flavio Centeno, gefolgt, der die Mitarbeitenden unserer Partnerorganisation ACICA eingeladen hat, über organischen Landbau und eine mögliche Zusammenarbeit zu reden. Wenn Victor Acosta Sánchez, der Direktor von ACICA, die Teilnehmer:innen der Versammlung nach ihrem wichtigsten Problem befragte, so lautete die Antwort stets: „Uns fehlt es an Wasser“.
Ursachen für den Wassermangel liegen einerseits im Klimawandel, der sich im Andenhochland etwa durch unregelmäßigere, und teilweise weniger ergiebigere Regenperioden, steigende Durchschnitts-temperaturen, versiegende Quellen und Bodenerosion bemerkbar macht. Andererseits ging im Laufe der Generationen Wissen rund um die Themen Bewässerung, Anbau und Viehzucht verloren.
„Früher wurden in den Dörfern Erfahrungen und Kenntnisse von den Eltern an die Kinder weitergegeben“, erklärt Victor Acosta Sánchez. „Zudem gab es in jedem Dorf einen Yachachiq, einen gebildeten Ältesten, der traditionelles Wissen an junge Bauern und Bäuerinnen weitergab. Diese Tradition wurde bis in die 1950er Jahre verfolgt. Dann hat sie stetig abgenommen.“
Auf diese erste Versammlung sollten viele weitere folgen. Die Teilnehmer:innen verpflichteten sich zur regelmäßigen Teilnahme an Feldschulungen im organischen Anbau und zum Erbringen von eigenen Beiträgen in Form von Materialien und Arbeitskraft. Im Laufe eines Jahres wurden – mithilfe der Förderung über die Zukunftsstiftung Entwicklung – 14 Wasserreservoirs in traditionellen Gemeinschaftsarbeiten (Mingas) gebaut. Nach diesem erfolgreichen Ausbau möchte die Gemeinde weitere Wasserreservoirs bauen, um die zu bewirtschaftende Fläche auszubauen.
Für den Bau eines Wasserreservoirs muss an einer kleinen Quelle, die höher liegt als die zu bestellenden Felder, ein Becken ausgehoben werden. Dieses wird mit einer robusten, wasserdichten Plane ausgekleidet. Die Nähte der Plane werden verschweißt und einige verschließbare Ablaufrohre eingelassen.
20 weitere Familien sollen ein Wasserreservoir erhalten. Wenn das Reservoir gefüllt ist, was je nach Wassermenge der Quelle bis zu acht Tage dauert, kann ein 2.000 Quadratmeter großes Feld bewässert werden. Unter der fachkundigen Begleitung des ACICA-Teams werden die Felder dank des gespeicherten Wassers gut bestellt, – und dies auch in Perioden, in denen der Regen ausbleibt. So können Ernteerträge enorm gesteigert werden: Bohnen, Erbsen, Mais, Hafer, Lupinen, Kürbis, Möhren, Tomaten, Gurken, Salat. Gleichzeitig werden Obst- und Avocadobäume neben lokalen Bäumen wie Taya oder Quinual gepflanzt. Damit können die Familien nicht nur die Ernährung sichern, sondern über den Verkauf der Produkte erhöht sich auch das Familieneinkommen.
„Viele Bauern und Bäuerinnen aus den umliegenden Dörfern klopften an unsere Türen im ACICA-Büro in San Marcos und fragten, ob wir auch bei ihnen Schulungen in organischem Landbau durchführen und an die lokalen Bedingungen angepasste Bewässerungstechniken einführen könnten“, erzählt Victor Acosta Sánchez.
Seit Anfang 2019 sind nun zwölf andine Hochlandgemeinden aus der Provinz San Marcos, die von Armut, Wassermangel, Ernährungsunsicherheit und Abwanderung besonders stark betroffen waren engagiert. Sie forsten ihre Berghänge auf, errichten gemeinschaftlich Wasserspeicher und Bewässerungssysteme, erlernen und praktizieren den organischen Landbau und den wesensgemäßen Umgang mit Tieren.
Arbeitsweise und Prinzipien der Zusammenarbeit mit ACICA bringen mit sich, dass jedwede Form von Unterstützung nicht einfach verteilt wird, sondern die Bewohner:innen sich organisieren, kontinuierlich an den vierzehntägig stattfindenden organischen Feldschulungen teilnehmen und zu allen geplanten Vorhaben Arbeitskraft und einen kleinen monetären Beitrag dazu steuern.
Bewohner:nnen von zwölf ländlichen Gemeinden in der Hochandenprovinz San Marcos, in der Region Cajamarca, Peru
Laufzeit 2020-2021
Wir fördern dieses Projekt insgesamt in 2021/2022 mit 11.000 €.