BUND Aschaffenburg: Leben(s)wert – ein Projekt für mehr Nachhaltigkeit

Leben ist per se immer wertvoll – auch dann, wenn der „Materialwert“ oder „Nutzungswert“ gering ist. Wenn man die chemischen Substanzen, aus denen der Körper eines Menschen zusammengesetzt ist, nach aktuellem Marktwert auflistet und addiert, kommt man bei 66% Wasser, 20% Kohlenstoff, 6% Sauerstoff, 2% Stickstoff und 4% anderen Stoffen auf einen Marktwert von ca. 10 €. Trotzdem käme doch wohl niemand auf die Idee, einen Menschen nach diesen Kriterien zu beurteilen. Warum sollte dann dieses Schema automatisch für Tiere und Pflanzen gelten? Genauso, wie ein Mensch immer als Individuum gesehen werden sollte und in seiner ihm eigenen Würde, haben auch Tiere und Pflanzen ein Wert als Lebewesen an sich und nicht nur als Festmeter Holz oder Wildschweinbratwurst auf dem Grill. Genauso, wie Menschen als Teil der Gesellschaft betrachtet werden, sind Tiere und Pflanzen nicht beliebig austauschbare Teile eines Biotopes, vielmehr würde es sich ohne sie stark verändern, wenn nicht sogar zugrunde gehen.

Gleichzeitig macht Natur dadurch, dass das Leben in ihr an sich etwas wert ist, auch unser Leben lebenswerter. Intensives, bewusstes Naturerleben bereichert unser Leben ungemein, zum Beispiel, wenn ein Waldspaziergang oder eine Wiesenexkursion unser Leben zeitweise entschleunigt und uns zeigt, dass ein Tag ohne Handy und anderen elektronischen Zeitvertreib unser Leben schöner macht. Unsere Wertschätzung von Natur wiederum kann Biotope und Arten retten und Natur dadurch wieder ökologisch wertvoller werden lassen.

Der Mensch nutzt Natur, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Um dies dauerhaft tun zu können, muss er Natur jedoch auch bewahren, sie in ihrer Regeneration unterstützen. Raubbau schadet langfristig nicht nur der Natur, sondern, zum Beispiel über den Klimawandel, auch dem Menschen. Dass Kinder und Jugendliche sich des Problems verstärkt bewusst werden, sieht man an den zahlreichen „Fridays for Future“- Demonstrationen.

Den Kindern und Jugendlichen der beteiligten Schulen und Kindergärten soll in diesem Projekt gezeigt werden, was sie selber machen können, um die Natur zu schützen und zwar nicht nur direkt vor Ort, sondern auch durch ihren Wasserverbrauch, ihr Kaufverhalten, ihre – durch ihren Konsum gesteuerten – Anforderungen an die Land- und Forstwirtschaft und dergleichen mehr. Es ist wichtig zu erkennen, dass sie selber nicht völlig ohnmächtig zuschauen müssen, wenn Natur kaputt gemacht wird, aber auch, dass ihr Verhalten einiges an Umweltzerstörung bewirkt oder verstärkt. Kinder und Jugendliche machen 30% der Weltbevölkerung aus. Gleichzeitig sind sie – zumindest in ärmeren Ländern – diejenigen, die oft am stärksten von Folgen der Umweltverschmutzung und -zerstörung betroffen sind. Solidarität mit den Kindern und Jugendlichen anderer Länder zeigen, sich selber sein eigenes Konsumverhalten klarmachen und Verhalten ändern, das sollte die Folge dieses Gedankenganges sein.

Da man gleichzeitig meist eher das schützt, was man gut kennt, ist Naturerlebnis der erste Schritt zum nachhaltigen Leben. Hier setzt unser Projekt an. Verschiedene Lebensräume werden mit allen Sinnen und hohem Spaßfaktor erforscht. Auch für schlechtes Wetter und die kalte Jahreszeit gibt es Programme, die durchgeführt werden können und gefährdeten Tieren des Spessarts wie Luchs oder Wildkatze und auch dem Wolf, der ja hier durchaus wieder dauerhaft heimisch werden könnte, wird mit Hilfe von Geländespielen auf die Spur gekommen.

Ziel

Naturerlebnis gepaart mit Wissensvermittlung, damit Kinder und Jugendliche zum Nachdenken über ihr eigenes Handeln gebracht werden, ein Bewusstsein schaffen für ökologische und soziale Zusammenhänge, ihnen die Natur nahebringen und helfen, das Thema Nachhaltigkeit zum festen Bestandteil ihres Wertekanons zu machen.

Zielgruppen

Kindergärten, Grund- und weiterführende Schulen (bis zum Abitur), Kindergruppen, öffentliche Veranstaltungen mit Erwachsenen und Kindern.
Alle Umweltbildungsmodule lassen sich sehr gut kombinieren und ergänzen sich gegenseitig, so dass eine noch nachhaltigere Wirkung erzielt werden kann. Die Veranstaltungstage sind ohne Gebühren.

Veranstaltungen

  • Lebensraum Wasser: „Das kostbare Nass“
  • Lebensraum Wiese: „Ab in die Hecke“
  • Lebensraum Wald: „Winterwald“
  • Lebensraum Baum: „Das geheime Leben der Bäume“
  • Lebensraum Streuobstwiese: „Von der Blüte bis zum Apfel“
  • Lebensraum Streuobstwiese: „Flip oder Warum hast Du so lange Beine?“
  • Lebensraum Spessart: a) „Der Luchs – Pinselohrs Rückkehr“, b) „Der Ruf der Wölfe“ und c) „Die Wildkatze – Auf leisen Pfoten“
  • Lebensraum Boden: „Die Natur und die kleinen Tiere“
  • Anlegen von kleinen Biotopen und Bau von Insektenhotels: „Nachhaltigkeit zum Selbermachen“
  • Klimafrühstück: „Nachhaltigkeit auf dem Teller“
  • Lärm: „In der Ruhe liegt die Kraft“

Wir förderten dieses Projekt 2019 mit 2.528 €.