Schlaraffenburger Streuobstprojekt: Mähkonzept – insektenfreundliche Wiesenpflege

Das Schlaraffenburger Streuobstprojekt ist ein Naturschutzprojekt in der Trägerschaft des Landesbund für Vogelschutz. Zentrales Ziel ist der langfristige Erhalt der heimischen Streuobstwiesen, als Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten und als landschaftsprägendes Element in der Region. Im Projekt werden 160 Streuobstwiesenbesitzer mit über 12.000 Obstbäumen am Bayerischen Untermain gebündelt. Sie bewirtschaften ihre Flächen sowohl nach Naturschutz- als auch nach Bio-Kriterien.

Das Thema Blühflächen ist zurzeit in aller Munde. Auch bei der Pflege der Schlaraffenburger Streuobstflächen ist das ein wichtiges Thema. Aus Artenschutzgründen ist Mahd und Beweidung deutlich besser als Mulchen. Von daher werden die Schlaraffenburger Obstwiesen, wo immer es möglich ist, gemäht oder beweidet. Die Mahd mit Abfuhr kommt nur auf sehr wenigen größeren Streuobstflächen in Betracht. Beweidung mit Rindern, Pferden oder Schafen bietet sich für Streuobstwiesen an, ist aber nur da möglich, wo geeignete Bewirtschafter in der Nähe sind. Außerdem ist Beweidung mit einem deutlich höheren Aufwand für den Weideschutz der Jungbäume verbunden. Die Kosten für Nachpflanzungen steigen dadurch um mehr als das Doppelte.

Zurzeit werden 75 Obstwiesen mit 34 ha Fläche von der Schlaraffenburger Streuobstagentur selbst bewirtschaftet. Hiervon werden noch etwa 45 % der Flächen gemulcht.

Gründe für das Mulchen von Streuobstflächen sind:

  • Viele Flächen sind erst vor Kurzem freigestellt worden und das Mulchen ist nötig, um den Brombeeraufwuchs zurückzudrängen.
  •  Die Flächen sind zu klein, bzw. liegen nicht im Umgriff einer Beweidung oder Mahd.
  • Mulchen ist deutlich wirtschaftlicher als Mahd mit Abfuhr und für die Flächenpflege steht nur ein enges Budget zur Verfügung.
  • Durch das Abfahren des Mähguts werden den Standorten Nährstoffe entzogen, die aber die Obstbäume zur gesunden Entwicklung brauchen.
  • Meist sind konventionelle Traktoren mit Mähgeräten zu groß, um in den kleinstrukturierten Obstwiesen effektiv zu arbeiten.
  • Klassische Balkenmäher sind für die Wiesenmahd zu reparaturanfällig und zeitaufwendig.

Mit folgenden Maßnahmen wird versucht, dem ökologischen Nachteil des Mulchens entgegenzuwirken:

  • Anlage von Totholzhaufen als Strukturelement und Rückzugsraum
  • Belassen von Hecken und Strauchstrukturen, die ungemäht bleiben
  • Teilflächen werden ungemäht belassen und erst im Folgejahr nachgemäht
  • Abschnittsweise Mulchen: Erst wird die Fläche zwischen den Bäumen abgemulcht und kurz vor der Ernte wird unter den Bäumen gemulcht.

Ziel

Langfristiges Ziel ist es, den Anteil der Mulchmahd auf maximal 25 % weiter zu reduzieren und durch insektenfreundliche Mahd zu ersetzen. Es soll für jede Fläche ein insektenfreundliches Mähkonzept erstellt und getestet werden.

Umsetzung

Für die Mahd auf Streuobstwiesen braucht es spezielle Gerätschaften. So hat sich unser Pflegepartner Ernst Stürmer aus Laufach nun einen Messerbalken als Anbaugerät zugelegt. Der Landschaftspflegebetrieb Dyroff in Mömbris hat für die Mahd von schwierigem Gelände einen Brielmaier Balkenmäher angeschafft. Somit steht eine geeignete Mähtechnik zur Verfügung.
Nun soll in 2020 der Einsatz dieser Geräte als Alternative zum Mulchen auf unseren meist kleinen Streuobstwiesen getestet werden. Dabei gilt es, flächenbezogen folgende Fragestellungen zu klären:

  • Auswahl geeigneter Flächen
  • optimaler Mahdzeitpunkt
  • Verwendung des Grasschnitts (liegen lassen, unter die Bäume schwaden, aufnehmen und abfahren)
  • welche Geräte eignen sich für welche Flächen?
  • Kombinierbarkeit Mähen/Mulchen
  • Mehrkosten für die Mahd/Schwaden usw.

Wir förderten dieses Projekt 2019 mit 4.403 €.